Adieu, Oskar Höfinger (1935 – 2022)
Der österreichische Bildhauer, Maler und Zeichner Oskar Höfinger zählt zu den verdienstvollsten Künstlern des Landes. Zu seinen bekanntesten Werken gehören unter anderem „Zeitwärts“, „Sturz – Offener Raum“, „Sieger“ und der Marmoraltar für die Kirche am Hof. Viele seiner Werke sind heute an öffentlichen Plätzen in ganz Österreich zu finden.
Sein vorrangiges Interesse in der Kunst galt stets den Bewegungsabläufen des menschlichen Körpers und Phänomenen jenseits des Greifbaren. „Über dem Horizont ist jener Bereich, wo die Grenzlinien der irdischen Felder durch die Sehnsucht nach dem Transzendenten den Horizont durchstoßen“, sagt Oskar Höfinger im Jahr 1976.
Am 22. März 2022, nur wenige Tage vor seinem 87. Geburtstag, hat Oskar Eberhard Höfinger die Grenzlinie der irdischen Felder nun überschritten. In seinen Werken und in seinen Audioguides auf Hearonymus wird seine Stimme für immer erhalten bleiben.
Oskar Höfinger, Leben und Werk
Am 2. April 1935 in Golling an der Erlauf in Niederösterreich geboren, absolvierte Höfinger in jungen Jahren zunächst eine Lehre als Keram-Modelleur in einer Keramik- und Schamottfabrik. Danach absolvierte er die Fachschule für Holz- und Steinbildhauerei in Hallein und studierte im Anschluss an der Akademie der Bildenden Künste. Während viele seiner ersten Arbeiten noch von Realismus und religiösen Motiven geprägt waren, änderte sich die Form seiner Figuren zusehends als er in die Klasse von Fritz Wotruba wechselte. Unter Wotruba begann sich Höfinger vermehrt mit der kubischen Form zu beschäftigen, woraus schließlich seine monumental-figuralen Arbeiten aus Holz, Stein, Marmor und später auch aus Eisen und Chrom-Nickelstahl entstehen sollten. Heute zieren diese Großskulpturen zahlreiche öffentliche Plätze in ganz Österreich, wie zum Beispiel: „Pflugfeld“ am Großmarkt Inzersdorf, „Sturz – Offener Raum “ vor der AUVA in Wien 20, „Durchdringung“ in der Wiener Dorotheergasse oder „Fußballer“ im Grazer Stadion.
Neben Aufträgen von renommierten Architekten, wie Clemens Holzmeister, der öffentlichen Hand und der Katholischen Kirche, erhielt der freischaffende Künstler im Laufe seiner Karriere auch zahlreiche nationale und internationale Preise und Anerkennungen. So wurde Höfinger nicht nur Mitglied der Wiener Secession, sondern 1973 auch in dessen Vorstand berufen. 1999 wurde ihm der Berufstitel Professor verliehen und 2016 erhielt er das goldene Verdienstzeichen des Landes Wien.
Kunst als Aufforderung zum Tanz
„Die Kunst ist der Sinn für das Außergewöhnliche, ist die Auffindung des Grenzbereiches, ist eine Aufforderung zum Tanz. Unser Leben ist nur ein Sprung in die Zeit und trotzdem lebt sie davon, ein ständiges ewiges Jetzt…“ – Oskar Höfinger (1976)
Wie für viele Bildhauer aus der Wotrubaschule, bildete auch für Oskar Höfinger zunächst die Auseinandersetzung mit der menschlichen Figur den Ausgangspunkt für seine Kunst. Sein Interesse galt den Bewegungsabläufen und Positionen des menschlichen Körpers. Diese Beobachtungen übertrug Höfinger mit starkem gestischen Ausdruck und einer konsequenten Reduktion auf das Wesentliche auf seine Figuren.
Es folgte ein wachsendes Interesse an Phänomenen jenseits des Greifbaren und Dinglichen, wie etwa Empfindungen, Emotionen, Gefühls- und Seinszustände. Aus massiven Materialien wie Holz, Eisen, Stahl, Chrom, Granit oder Marmor entstehen Arbeiten auf rein symbolischer Ebene mit Titeln wie „Poesie“, „Zeit“, „Disziplin“, „Musik“, „Lebensfreude“ oder „Faszination“. Höfinger erschafft kristalline Formen mit Ecken und Kanten, die oft durch ihre Beziehung zum Raum auf den menschlichen Körper verweisen. Er schweißt Stahlplatten zusammen, denen er die Leichtigkeit und Lebensfreude eines Schmetterlings einhaucht: „Für mich ist die kantige Form das logische Ergebnis einer bewussten Reduzierung auf das Wesentliche. Das Sichtbarmachen der Räumlichkeit und die Möglichkeit einer höheren geistigen Aussage, durch die Verwandlung bis zur Kristallisation und seiner hohen künstlerischen Freiheit und Ästhetik.“ – Oskar Höfinger (1985)
In der Figur „Sieger“ aus 1969 materialisiert sich seine philosophische wie formale Auffassung: „In dieser Figur ist der Gedanke einer blühenden Blume, eines Baumes, eines Menschen mit seinen vier Extremitäten, der offenen Hand zu einem räumlich plastischen Erlebnis geworden.“ Mit ihr verwirklicht er Michelangelos Forderung, eine Figur solle von einem Berg gerollt, immer richtig zu liegen kommen. Der „Sieger“ liegt, auch in eine andere Position gebracht, immer richtig, selbst wenn sich das Thema ändert: aus einem Fußballer wird ein Speerwerfer oder ein Eiskunstläufer. Nicht umsonst war die Skulptur „Sieger“ 1976 das Symbol der olympischen Winterspiele in Innsbruck.
Audioguides über Oskar Höfinger am Smartphone
Die Audioguides „Oskar Höfinger Akadem. Bildhauer“ auf Hearonymus, geben einen umfassenden Einblick in die zahlreichen Werke des Künstlers. In 64 Kapiteln, unterstützt mit umfassenden Video- und Fotomaterial, werden die Werke Höfingers im Kontext vom Künstler höchstpersönlich genauer beleuchtet.
Die Guides zu „Oskar Höfinger Akadem. Bildhauer“ sind auf Hearonymus kostenlos online abrufbar. Die Hearonymus-App ist ebenfalls kostenlos im App Store und bei Google Play erhältlich.
Beitragsbild: (C)Joerg Burger
Quelle: Nachruf der Familie
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Oskar Höfinger Akadem. Bildhauer – Gesamtguide