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Lesetext für Gehörlose? Bitte nicht!

Bei der Erstellung von Audioguides taucht immer wieder die Frage auf, welche Lösung für gehörlose Menschen angeboten werden soll. Die scheinbar naheliegendste und leider auch oft eingesetzte Lösung ist es, die im Guide gesprochenen Worte als Lesetext im Guide oder als Wandtext umzusetzen, mit dem Gedanken: “Wenn sie den Guide nicht hören können, dann können sie wenigstens die Texte lesen.”

Nein, können sie nicht!

Um Schreiben und Lesen lernen zu können, ist es erforderlich, Laute in ein Schriftsystem – und umgekehrt – zu übertragen. Das geschriebene Wort basiert auf der Lautsprache. Fachleute gehen deshalb davon aus, dass man eine gesprochene Sprache als Basissprache beherrschen muss, um Schreiben und Lesen lernen zu können. 

Ist eine gesprochene Sprache als Basissprache nicht gegeben, wäre eine Möglichkeit, an Schulen und Ausbildungsstätten, Gebärdensprache als Unterrichtssprache einzusetzen, was jedoch so gut wie nie geschieht. Internationale Studien zeigen deshalb, dass rund 50% aller Gehörlosen die Schule als Analphabeten verlassen, 40% kaum lesen können und nur 10% über eine befriedigende Lesekompetenz verfügen.

Aus den erwähnten Gründen ist geschriebener Text für gehörlose Menschen zwar gut gemeint, aber schlecht gemacht”. Die Adressaten können mit einem geschriebenen Text nichts anfangen und bekommen nach wie vor keine Informationen vermittelt. Die einzige inklusive und wertschätzende Lösung lautet: Gebärdensprache.

Hearonymus bietet seit Jahren die Erstellung von Audioguides für das Smartphone auch in Gebärdensprache (DGS, ÖGS, LIS, DSGS, International Sign) an. Damit können gehörlose Besucher ebenfalls an der Kunstvermittlung teilhaben und werden nicht ausgeschlossen. 

Übrigens findet in Kürze – wie jedes Jahr am 23. September – der Internationale Tag der Gebärdensprache statt. Dieser Aktionstag wurde 1951 vom WFD (World Federation of the Deaf) ins Leben gerufen.